Ende März wurde ein Seeadlerpaar beim Brüten in Balje Hörne massiv gestört. Ein aufmerksamer Beobachter vor Ort hatte bemerkt, dass seit ca. 4 Wochen im Umfeld von 800 Meter Baumschnitt und Fällarbeiten im Forst des Adlerhorstes durchgeführt und angrenzende Äcker dräniert wurden. Daraufhin hatte die Grüne Kreistagsfraktion für den Ausschuss für Regionalplanung und Umwelt am 14.04.2021 eine Anfrage zum Seeadlerhorst in Balje Hörne gestellt.
Seit fünf Jahren brütet das Seeadlerpaar durchgängig erfolgreich. „Bei dieser Störung des Brutgeschäftes kann es sich möglicherweise um eine Straftat nach Natur- und Tierschutzrecht handeln“, vermutet die Grüne Kreistagsfraktion und bat um Aufklärung im Ausschuss. Nach BNatSchG ist es verboten, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten wild lebender Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Der brütende Adler wurde durch den Lärm der Arbeiten vom Horst vertrieben!
Der Grünen Kreistagsfraktion war bekannt, dass nach der Beobachtung versucht wurde, diesen Vorgang anzuzeigen. Zu diesem Zeitpunkt (Freitagnachmittag) sei die Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis und die Außenstelle des NLWKN nicht besetzt gewesen und Anrufe bei den zuständigen Polizeidienststellen waren erfolglos.
Erst nach Intervention durch die Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen (AAN) und der Landespolizei Lüneburg rückte am späten Nachmittag eine Polizeistreife aus. Diese hat den Einsatzort gegen ca. 18:00 Uhr erreicht, den Bagger beim Verlassen des Einsatzortes gestoppt und die Personalien aufgenommen.
Dieser Horst war in der Vergangenheit bereits mehrfach von Störungen betroffen. Hervorzuheben ist im Februar 2016 das Erschießen des Adlermännchens im Horst.
Die Grünen im Kreis haben nachgefragt und die Verwaltung gab folgende Antworten:
- Im Landkreis leben 4-5 Seeadler-Brutpaare. Diese werden offiziell nicht regelmäßig überwacht. Sowohl die Untere Naturschutzbehörde als auch das NLWKN sind aber in regelmäßigen Kontakt mit beobachtenden Ehrenamtlichen.
- Die Information der zuständigen Polizeidienststelle ist genau der richtige Weg; diese sei eigentlich zuständig. Bedauerlich, dass sie nicht gleich reagierte.
- Auch ein Anruf bei der Naturschutzbehörde (dort gibt es eine Notrufnummer) sollte zum Ziel führen. Das dies ausnahmsweise nicht klappte, ist bedauerlich.
- Im Nachgang hat aber ein Gespräch mit dem Betriebsleiter stattgefunden. Er hat zugesagt, die Auflagen zukünftig zu befolgen.
- Ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz läge jedoch nicht vor, im Wald seien solche Arbeiten ganzjährig zulässig. Außerdem habe der Adler sich wieder beruhigt und di Jungen seien inzwischen geschlüpft.
„Wir sind mit der Beantwortung nicht so richtig zufrieden“, sagt Verena Wein-Wilke, Fraktionsvorsitzende der Grünen Kreistagsfraktion. Sie vermutet, dass es möglicherweise weiterhin zu Zwischenfällen an diesem Horst kommen wird. „Dies war schließlich nicht die erste Störung“, betont die Horneburgerin.
Verena Wein-Wilke weist darauf hin, dass dieser Seeadlerhorst nämlich noch bei einem weiteren Tagesordnungspunkt eine wichtige Rolle spielt. Möglicherweise wird dieser Seeadlerhorst die Ausweisung einer potenziell für Windkraftanlagen geeigneten Fläche im Regionalen Raumordnungsprogramm ausschließen. Der vorhandene Windpark könnte dann nicht repowert werden.